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Parentifizierung – Das überforderte Kind im familiengerichtlichen Kontext

10 Oktober 2025 @ 14:00 18:00

Sie wirken oft reif, vernünftig und erstaunlich angepasst: Kinder, die in hochstrittigen Trennungen oder belasteten Familiensystemen wie kleine Erwachsene agieren. Doch hinter dieser trügerischen Fassade verbirgt sich häufig eine tiefgreifende Überforderung – die sogenannte Parentifizierung. Diese subtile Form der Rollenumkehr hat schwerwiegende Folgen für die kindliche Entwicklung, wird im professionellen Alltag aber leicht mit Resilienz oder guter Erziehung verwechselt.

Dieses Seminar schärft Ihren Blick für die verschiedenen Gesichter der Parentifizierung und gibt Ihnen die Möglichkeit, die verdeckte Not dieser Kinder zu erkennen und im Sinne des Kindeswohls zu handeln.

Zielgruppe:
Das Seminar richtet sich an die gesamte Bandbreite der im Familienrecht und Kinderschutz tätigen Fachkräfte:
• Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte (insbesondere Fachanwälte für Familienrecht)
• Verfahrensbeistände
• Richterinnen und Richter
• Mitarbeitende der Jugendhilfe, des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) und aus dem Kinderschutz
• Psychologische und pädagogische Sachverständige
• Fachkräfte aus Familienberatungsstellen und der Mediation

Seminarinhalte im Detail:

1. Grundlagen: Was ist Parentifizierung?
Definition und Abgrenzung: Eine klare Definition der Parentifizierung als Rollenumkehr und die Abgrenzung zu altersgerechter Verantwortungsübernahme in der Familie.
Die zwei Gesichter der Parentifizierung: Verständnis der Unterschiede zwischen der praktischen (instrumentellen) und der emotionalen Parentifizierung – und warum letztere oft unsichtbarer und schädlicher ist.
Typische Ursachen: Einblick in Familiensysteme, die Parentifizierung begünstigen (z.B. psychische Erkrankungen der Eltern, Sucht, Hochstrittigkeit, eigene Belastungserfahrungen der Eltern).

2. Erscheinungsformen und Anzeichen in der Praxis:
Das „unauffällige“ Kind: Warum überangepasstes, loyales oder vermittelndes Verhalten ein Alarmsignal sein kann.
Konkrete Erkennungsmerkmale: Sensibilisierung für verbale Äußerungen, nonverbales Verhalten und psychosomatische Symptome des Kindes (z.B. übermäßige Sorge um Elternteile, Schlichtungsversuche, Verzicht auf eigene Bedürfnisse).
Fallbeispiele: Analyse von typischen Konstellationen im familiengerichtlichen Alltag.

3. Folgen für die kindliche Entwicklung:
Der Verlust der Kindheit: Wie die permanente Überforderung die altersgerechte Entwicklung (emotional, sozial, kognitiv) blockiert.
Psychische Spätfolgen: Zusammenhang zwischen Parentifizierung und späteren Problemen wie Bindungsstörungen, Depressionen, Angststörungen und einem geringen Selbstwertgefühl.
Die Illusion der Stärke: Warum diese Kinder keine Resilienz aufbauen, sondern Überlebensstrategien, die langfristig schaden.

Ihr Nutzen:
Nach diesem Seminar können Sie die Anzeichen von Parentifizierung eher identifizieren und deren Tragweite für das Kindeswohl einschätzen. Sie verstehen die Dynamik hinter dem Verhalten des „angepassten“ Kindes und gewinnen Handlungssicherheit, um im Verfahren die richtigen Fragen zu stellen, Beobachtungen adäquat zu dokumentieren und die Weichen für eine Entlastung des Kindes und eine gesunde Entwicklung zu stellen.

Das Seminar findet am Freitag, den 10.10.2025, von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr statt und kostet 140,00 EUR zzgl. MwSt. Es handelt sich um eine Hybrid-Veranstaltung, die Teilnahme ist sowohl online via Zoom als auch vor Ort in der Psychologischen Privatpraxis, Dr. Sabine M. Apelt, in Eggenfelden möglich. Die Teilnehmerzahl vor Ort ist auf 8 Personen begrenzt.

Anmeldung zum Seminar am 10.10.2025